Der Zahnriemen – Risiken und Nebenwirkungen

22. Mrz 2018 | Technologie + Produkte

Auch wenn der Zahnriemen Zähne hat, fragt bei Risiken und Nebenwirkungen bitte nicht den Zahnarzt. Denn der wird lediglich, wie viele andere Laien auch, folgende Aussagen zum Thema Zahnriemen treffen: „Wenn der Zahnriemen gewechselt werden muss, wird es teuer!“ oder „Wenn der Zahnriemen reißt, ist der Motor ein Totalschaden!“ – das sind in der Tat die häufigsten Aussagen, die ein Laie mit der Thematik Zahnriemen in Verbindung bringt. Und ehrlich gesagt, ist da auch was dran! Worauf beim herstellergerechten Wechsel zu achten ist und welche unabdingbare Funktion der Zahnriemen in einem jeden Kfz einnimmt, möchte ich euch in diesem Beitrag näherbringen.

Der Zahnriemen – Nur ein Riemen?

Nein! Der Zahnriemen stellt eine der wichtigsten Verbindungen her und zwar die zwischen Nockenwelle und Kurbelwelle. Fakt ist außerdem, dass ohne sein Dasein der Motor nicht laufen würde. Die Kurbelwelle treibt über den Zahnriemen die Nockenwelle an, diese wiederum betätigt die Einlass- und Auslassventile. Um die Brennräume optimal zu füllen und zu leeren, muss das zu einem bestimmten Zeitpunkt und vor allem über eine bestimmte Dauer passieren. Bei Dieselmotoren belastet meist noch die Einspritzpumpe den Riemen.

Da steht der Riemen nämlich ganz schön unter Zugzwang. Seine Arbeit muss er in jeder Lebenslage garantieren, egal ob extreme Hitze oder extreme Kälte, egal ob Standgas oder Vollgasorgien. Wichtig: Bei diesem ganzen Stress muss das Verhältnis zwischen den beiden Wellen immer gleich bleiben, sonst läuft der Motor unruhig oder im schlimmsten Fall knallt’s. Um Schäden zu vermeiden, sollte das Wechselintervall eingehalten werden. Ein prüfender Blick unter die Kunststoffabdeckung reicht manchmal nicht aus, denn man sieht ihm die schwer getane Arbeit und dementsprechend das Alter meist nicht an. Anders ist es jedoch beim Keilrippenriemen, da dieser im Alter rissig und porös wird. Der Wechsel sollte immer gut nachvollziehbar sein und mit einer Plakette und/oder im Kundendienstheft vermerkt werden.

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Passgenaue Zahnriemensätze für asiatische Fahrzeugmodelle von Herth+Buss

Zahnriemen vs. Steuerkette? – Der Vergleich

Der Zahnriemen hat so einige Vorteile gegenüber der Steuerkette. Erst einmal sind die Herstellungskosten und der Herstellungsaufwand geringer. Er hat leisere Laufgeräusche und benötigt keine Ölschmierung, was gleichzeitig bedeutet, dass auch kein abgedichteter Arbeitsraum benötigt wird. Auch Gleitschienen sind nicht nötig, denn ihm reicht eine einfache Spannrolle und eine oder mehrere Umlenkrollen, je nach Komplexität und Größe des Motors, aus. Mittlerweile wurde der Zahnriemen weiterentwickelt und ermöglicht einen Wechselintervall von bis zu 200.000 km.Damit werden dann vor allem auch die Vielfahrer angesprochen.

Die Steuerkette hat natürlich auch ihren Charme. Sie hat im Normalfall kein Wechselintervall und hält somit ein Autoleben lang. Ganz wichtig ist dabei die Durchführung eines regelmäßigen Ölwechsels – so bleibt die Steuerkette ein zuverlässiger und langfristiger Begleiter.

Bei Klappergeräuschen kann es teuer werden…

So weit die Theorie, nun kommt es aber in der Praxis oftmals dazu, dass nicht alles nach Plan läuft. Längt sich die Steuerkette oder treten Klappergeräusche auf, wird es teuer. Neue Steuerkette, neue Gleitschienen, neuer Kettenspanner, neue Kettenräder für die Kurbelwelle und Nockenwelle und ein meist höhere Arbeitsaufwand ist dann angesagt.
So, jetzt hat man die Qual der Wahl. Welches System favorisiert man für sich?

Der Zahnriemenwechsel – Wann? Wie? Wie viel?

Kommen wir zurück zu unserem eigentlichen Thema – dem Zahnriemenmotor. Wird der Riemen beim Wechseln versehentlich nur um einen Zahn verstellt, stimmen die Steuerzeiten nicht mehr überein. Sprich: Die Einlass- und Auslassventile öffnen und schließen also im falschen Moment. Dies sorgt für einen schlechten, unrunden Motorlauf. Verstellt man um einen weiteren Zahn, ist oftmals Schluss. Der Motor streikt und die Ventile verbeugen sich zum großen Finale vor den Kolben. Genauso sieht es auch aus, wenn man am falschen Ende spart und die „Glückssträhne“ plötzlich aufhört. Zack, Ventile Krumm und der Kolben defekt, sprich Motorschaden. Das geht schneller als man denkt! Ob es sich da rentiert, den Wechsel des Zahnriemens rauszuzögern? – das bezweifle ich.

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Wenn die Steuerzeiten aufgrund eines falsch montierten Zahnriemens nicht übereinstimmen, können die Kolben die Ein/-Auslassventile krumm schlagen.

Was ist also beim Zahnriemenwechsel konkret zu beachten?

Je nach Fahrzeughersteller ist beim Ausbau des Zahnriemens einiges zu beachten.
Teils werden Arretierwerkzeuge benutzt, um Nockenwellenrad, Kurbelwellenrad und gegebenenfalls Einspritzpumpe gegen Verdrehen zu sichern. Wieder andere benutzen einfache Markierungen am Nocken- und Kurbelwellenrad. Auch sollte der Zahnriemen immer die richtige Spannung haben, nicht zu lasch und nicht zu straff sein. Bei nicht ausreichend gespanntem Zahnriemen besteht die Gefahr, dass er überspringt, bei zu straff gespanntem Zahnriemen werden sämtliche Lager belastet, was auch nicht gut ist. Dies ist auch an einem lauten Laufgeräusch zu hören und im schlimmsten Fall kann er reißen. Für die richtige Spannung gibt es verschiedene Vorgaben und Spezialwerkzeuge, die je nach Hersteller anders sind. Sollte die Wasserpumpe mit dem Zahnriemen angetrieben werden, empfiehlt es sich, diese gleich mit zu ersetzen, da der Arbeitsaufwand für die Werkstatt hier nahezu gleich ist und die Wasserpumpe undicht werden kann.

Wie man sieht, sind viele Details beim Zahnriemenwechsel zu beachten! Natürlich sind wir jetzt alle neugierig, wie sich so ein verstellter Motor anhört? Stimmt die Theorie mit der Praxis überein? – Hierzu haben wir für euch ein altes Auto besorgt, um mal einen falsch eingestellten Zahnriemen zu simulieren und haben den Riemen um einen Zahn verstellt. Bitte nicht eben mal schnell bei einem Kundenfahrzeug nachstellen, kann teuer werden!