„Automotive Health“: Wie moderne Assistenzsysteme Autofahren entspannter und gesünder machen

26. Nov 2021 | Branche + Mehr

Ihr kennt das sicherlich: Nach Stunden auf der Autobahn – egal, ob auf dem Weg in den Urlaub oder vom Geschäftstermin – kommt es schon mal vor, dass sich der Rücken bemerkbar macht. Ergonomische Sitze, bestenfalls mit Sitzheizung oder gar Massagefunktion, sind da schon einmal eine echte Wohltat. Doch die Industrie arbeitet an weiteren spannenden Innovationen, um Autofahrer*innen das Leben leichter – und gesünder – zu machen. Stichwort: Automotive Health – auf gut deutsch: Automobile Gesundheit.

Klare Sache: Für viele Autofahrer und Autofahrerinnen ist der Innenraum ihres Autos das zweite Wohnzimmer. Vor allem Vielfahrer*innen brauchen eben ein Cockpit, in dem sie sich wohlfühlen können. Nicht zuletzt deshalb war das Interieur immer schon ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für die Automobilhersteller. Mit Smartphone-Anbindung an das Infotainmentsystem, Gestensteuerung und anderen neuartigen Bedienkonzepten gab es in den letzten Jahren zahlreiche Innovationen für das Pkw-Cockpit. Und der Trend geht weiter zu noch ausgefuchsteren Konzepten, die bald auch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leisten sollen.

Achtsames, stressfreies und genussvolleres Fahren

Wie so häufig waren es die Premiumhersteller, die Pionierarbeit leisteten. Audi etwa präsentierte mit „Audi Fit Driver“ bereits 2016 ein Gesundheitskonzept für den Innenraum, das ein optimal auf den jeweiligen Zustand des Fahrers abgestimmtes Fahrerlebnis erlauben soll. Zum Beispiel mit einer entspannenden oder belebenden Sitzmassage, entsprechender Klimatisierung, adaptivem Infotainment und passendem Innenlichtkonzept.

In diesem Jahr präsentierte Ford sein „Automotive Health“ Konzept, das „Mindfulness Concept Car“. Eine ganze Armada an Features soll hier für achtsames, stressfreies und genussvolleres Fahren sorgen. Eine spezielle Ambiente-Beleuchtung sorgt im Zusammenspiel mit der Klimaanlage für eine entspannte Atmosphäre im Interieur. Dabei orientiert sie sich auch an der Tageszeit und soll „mit einem strahlenden Gute-Morgen-Gefühl, einem aufheiternden Blauer-Himmel-Ambiente oder auch der Faszination einer sternenklaren Nacht“ für situationsabhängige gute Laune sorgen. Kopfstützen-Lautsprecher in Verbindung mit maßgeschneiderten Playlists und eine spezielle Innenausstattung mit nachhaltigen Materialien und natürlichen Farben rundet das Angebot ab.

Moderne Sensorik macht „Automotive Health“ möglich

Um auf den aktuellen Zustand und eventuell sogar den Stresslevel des/der Autofahrer*in reagieren zu können, bedarf es moderner Sensorik. Sowohl das Audi- als auch das Ford-Konzept arbeiten dabei unter anderem mit einem Fitnessarmband oder einer Smartwatch, die wichtige Vitalparameter wie Herzfrequenz und Temperatur überwachen. Je nach Konzept liefert die Fahrzeugsensorik ergänzende Informationen über Fahrstil, Atemfrequenz sowie relevante Umfelddaten wie Wetter oder Verkehrslage. Einen anderen Ansatz hat das Start-up „ContinUse Biometric“ gewählt: Eine spezielle Kamera misst mithilfe eines optischen Sensors während der Fahrt unter anderem Puls und Blutdruck. Ein Fitness-Tracker wird so überflüssig.

Aus der Gesamtheit aller verfügbaren Daten wird der Zustand des Fahrers oder der Fahrerin erkannt. Das kann dann zum Beispiel ein erhöhter Stresslevel oder auch erhöhte Müdigkeit sein. Die Systeme des Fahrzeugs stellen sich dann auf den/die Fahrer*in ein. Teilweise sogar unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz: Beim System von „ContinUse Biometric“ analysiert eine KI die Ergebnisse in einer eigenen Cloud und trifft so Aussagen über den Zustand des Autofahrers oder der Autofahrerin.

Fahrersitze, die stimulierend auf Herzschlag und Atmung wirken

Spannend ist auch die Möglichkeit, Stress mit Atemtechnik entgegenzuwirken. Beim Audi-Konzept zeigt das Display im Cockpit lediglich Anleitungen für das richtige Atmen an, um Stress zu reduzieren. Das modernere Ford-System setzt auf einen Fahrersitz, der mittels spezieller Stellmotoren stimulierend auf Herzschlag und Atmung wirkt.

Ein Konzept, das in eine etwas andere Richtung geht, ist das des Start-ups „Silentium“. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Autoinsassen vor unerwünschtem Straßenlärm zu schützen. Um Straßengeräusche aus dem Innenraum zu verbannen, setzt „Silentium“ auf das sogenannte, von Kopfhörern bekannte „Noise Cancelling“. Eine leistungsstarke Software rechnet Störgeräusche zunächst um: Über die Fahrzeuglautsprecher wird dann ein entsprechender Antischall in das Interieur eingeleitet.