Das Auto wird vegan

07. Mai 2023 | Branche + Mehr

Immer mehr Autos setzen auf nachwachsende Werkstoffe. So ersetzen etwa Karosserie- und Interieur-Teile aus nachwachsenden Rohstoffen - sogenannte Biowerkstoffe und Biofaser-Verbundwerkstoffe - immer häufiger unter hohem Energieeinsatz produzierte Metalle und Kunststoffe. Ein weiterer Trend: Automobilhersteller verzichten immer häufiger auf Echtleder für ihre Sitze. Das Auto wird vegan.

 Man muss kein vegan oder vegetarisch lebender Mensch sein, um zumindest ein kleines bisschen überrascht zu sein: Laut der Tierrechtsorganisation Peta verbraucht die Automobilindustrie für ihre Interieurs etwa 20 Prozent der weltweit verfügbaren Tierhäute. Die Frage, ob es moralisch gerechtfertigt ist, dass für unsere Ledersitze Millionen Tiere ihr Leben lassen, möchte ich an dieser Stelle anderen zur Diskussion überlassen.

Tierleder: „Katastrophale Auswirkungen auf das Klima“

Doch selbst, wenn man sich in diesem Zusammenhang aus der Debatte um Ethik und Moral lieber heraushalten möchte, so gibt es auch Effekte für jeden von uns. Denn die Produktion von tierischem Leder hat offenbar katastrophale Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt, warnte zumindest Peta etwa im Spiegel. Denn „Kühe produzieren tonnenweise Methan und Kohlendioxid, benötigen jahrelang Futter und riesige Weideflächen“. Kein Wunder also, dass viele Automobilhersteller inzwischen lederfreie Alternativen wie Textilausstattungen aus „Alcantara“ oder „Sensatec“ anbieten.

Recyclingmaterialien statt Tierleder

Als Lederersatz hat Volvo zum Beispiel das Textil Nordico entwickelt, das zum Teil aus recycelten Weinkorken und Plastikflaschen besteht. Das Material soll bei allen zukünftigen Elektro-Modellen zum Einsatz kommen. Auch Land Rover hat sich für die Verwendung von Recyclingmaterialien in ihren Interieurs entschieden. Zusammen mit einer Firma für Spezialstoffe entwickelte das Unternehmen ein strapazierfähiges Wollmischgewebe von hoher Qualität. Im Range Rover Evoque wird es in Kombination mit Dinamica-Velours verwendet, für das pro Fahrzeug 53 0,5-Liter-Plastikflaschen recycelt werden.

Porsche legt ebenfalls großen Wert auf Recycling. Der Taycan, der erste vollelektrische Sportwagen des Unternehmens, bietet eine vegane Lederausstattung an. Bei der komplett lederfreien Ausstattung wird das Material "Race-Tex" verwendet, das aus Mikrofaser besteht und teilweise aus recycelten Polyesterfasern hergestellt wird. Eine weitere Recyclingfaser, die aus wiederverwendeten Fischernetzen gewonnen wird, wird im Bodenbelag eingesetzt.

Nicht jeder Hersteller verzichtet komplett auf Ledersitze

Doch nicht jeder Hersteller will komplett auf Ledersitze verzichten. Unternehmen wie beispielsweise BMW, oder seit April auch Volkswagen, sind der sogenannten Leather Working Group (LWG) beigetreten. In der gemeinnützigen Organisation, die sich die „verantwortungsvolle Lederbeschaffung“ auf die Fahnen geschrieben hat, ist nach eigenen Angaben rund ein Viertel der weltweiten Lederproduzenten, von Gerbereien über lederverarbeitende Industrien und Verbände bis hin zu Händlern und Abnehmern, vertreten.

Damit Lederbeschaffung verantwortungsvoll und halbwegs nachhaltig geschieht, definierte die LWG spezielle Zertifizierungsstandards, die eine unabhängige und transparente Bewertung ermöglichen. Diese Standards und regelmäßige Überprüfungen sollen insbesondere die Nachverfolgbarkeit der Lederressourcen beurteilen und die beteiligten Gerbereien in Bezug auf Umweltaspekte, Produktionsabläufe und soziale Standards überprüfen. Immerhin.