Seit März 2020 hat das Corona-Virus sowohl Gesellschaft vor große Herausforderungen gestellt als auch die Wirtschaft und speziell die Kfz-Branche massiv unter Druck gesetzt. Direkte Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auch auf den Ausbildungsmarkt. Während die Wirtschaft zunehmend Probleme hat, Ausbildungsplätze zu besetzen, sieht das Kfz-Handwerk positiv in die Zukunft.
Fachkräftemangel, Nachwuchskräftemangel – zwei Begriffe, die jedes Jahr Chancen hätten, zum Wort des Jahres gekürt zu werden. So fehlen der Wirtschaft nicht nur zunehmend die Fachkräfte. Auch der Nachwuchs bereitet Sorgen. Weil er vielerorts schlicht fehlt. Das Corona-Virus hat diese Entwicklung noch einmal deutlich verschärft: So sank die Gesamtzahl aller betrieblichen Ausbildungsverträge im Corona-Jahr 2020 laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) von 525.039 im Jahr 2019 um -10,9 Prozent auf 467.484. Härter traf es da die Automobilbranche. Im Kfz-Gewerbe ging die Zahl der Ausbildungsverträge nach Informationen des „Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe“ empfindlich zurück: Bei den Kfz-Mechatronikern um -11,9 Prozent auf 20.100, bei den Automobilkaufleuten um -19,5 Prozent auf 4.278.
Anzahl der Ausbildungsverträge in der Kfz-Branche über dem Durchschnitt
2021 gab es dann Entwarnung, zumindest in der Kfz-Branche. Die Gesamtzahl aller betrieblichen Ausbildungsverträge im Jahr 2021 stieg laut BIBB um immerhin 1,2 Prozent auf 473.064. Zahlen des Statistischen Bundesamts legen mit einem Zuwachs von gerade einmal 0,6 Prozent eine Stagnation auf einem „historisch niedrigen Niveau“ nahe. Anders in der Kfz-Branche: Im Kraftfahrzeuggewerbe lag der Zuwachs mit 3 Prozent bei den Kfz-Mechatronikern (von 20.100 auf 20.697) und satten 10,4 Prozent bei den Automobilkaufleuten (von 4.278 auf 4.722) über dem Durchschnitt.
Positiver Trend für das Kfz-Gewerbe
Und der Trend scheint weiterhin positiv zu verlaufen. Bereits im August 2022 sagte René Gravendyk, Mitglied im Vorstand des Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe und Experte für Aus- und Weiterbildung, der Automobilwoche: "Es entwickelt sich bislang ganz gut. Wir gehen davon aus, dass die Zahlen weiter nach oben gehen." Der Kfz-Mechatroniker gehöre nach wie vor zu den beliebtesten Ausbildungsberufen überhaupt.
Also alles tip-top? Nun ja, nicht ganz, wenn man sich bei den Ausbildungsbetrieben des Handwerks umhört. Nach einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags konnten mit Blick auf 2021 mehr als vier von zehn IHK-Ausbildungsbetrieben nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – ein Allzeithoch. Und von diesen Unternehmen erhielt mehr als jedes dritte keine einzige Bewerbung. Es bleibt viel zu tun.