Es ist ja eigentlich eine prima Sache: Wichtige Updates über das Internet direkt an das Fahrzeug zu senden und so „over-the-air“ die Fahrzeug-Software zu aktualisieren. Doch die Sache hat wie immer einen Haken.
Sogenannte Over-the-Air-Updates (OTA) in Fahrzeugen ermöglichen es den Fahrzeugherstellern (OEM), Software-Updates direkt an das Fahrzeug zu senden, ohne dass ein Besuch in der Werkstatt oder eine manuelle Aktualisierung erforderlich ist. Schon jetzt ermöglichen diese OTA-Software-Updates auch neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen für OEM.
On-demand-Funktionen sind (wohl) die Zukunft
In vernetzten Fahrzeugen werden On-demand-Funktionen (ODCF), die per OTA-Update aufgespielt werden, die Zukunft sein. Für eine monatliche Gebühr kann sich der Endkunde Zusatzfunktionen sichern und aktivieren lassen. Zum Beispiel Sitzheizung, Standheizung, diverse Assistenzsysteme oder auch die Navigationsfunktion.
Das Problem: Die Automobilhersteller nehmen hier eine Monopolstellung ein, weil nur sie Zugang zu den Schnittstellen und somit zu den Daten der Autos und ihrer Besitzer*innen haben. Freie Werkstätten schauen in die Röhre.
Freien Werkstätten wird der Zugang zu vernetzten Fahrzeugen erschwert
Aus diesem Grund hat die Bundesfachgruppe Freie Werkstätten im ZDK (Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe) eine klare Vorstellung, was sich ändern muss. Weil freien Werkstätten der Zugang zu vernetzten Fahrzeugen zunehmend erschwert wird und digitale Geschäftsmodelle nur den Herstellern ermöglicht werden, drohen „irreparable Wettbewerbsnachteile für die Branche und die Kunden“. Und hier reden wie nicht nur von Software-Updates und neuen Zusatzfunktionen, sondern auch über den dringend benötigten Zugriff auf Reparatur- und Service-Informationen.
Doch zurück zu OTA und ODCF: Um der Benachteiligung der freien Kfz-Werkstätten entgegenzuwirken, müssten laut ZDK auch freie Betriebe befähigt werden, digitale Aftersales-Dienste anzubieten. Die Forderung: Sowohl Over-the-Air-Updates als auch On-demand-Funktionen sollen so gestaltet werden, dass alle Werkstätten sie mit verhältnismäßigem Aufwand selbst anbieten können.
Freie Kfz-Werkstätten können sich schon jetzt positionieren
Doch schon heute sollten sich Werkstätten positionieren. Denn auch wenn der ursprüngliche Gedanke, Fahrzeuge durch OTA-Updates schnell aktuell zu halten, ohne dafür in die Werkstatt fahren zu müssen, gut gemeint war, so ist es immer empfehlenswert, OTA-Updates im Rahmen der nächsten Inspektion oder Wartung in der Werkstatt durchführen zu lassen.
Werkstätten sollten dieses Service-Angebot deshalb – sofern noch nicht geschehen - mit aufnehmen und aktiv anbieten. In seltenen Fällen kann ein OTA-Update fehlschlagen und zu Problemen mit dem Fahrzeug führen. Auch Kompatibilitätsprobleme mit bestimmten Fahrzeugmodellen oder Komponenten können auftreten und anschließend den Besuch einer Fachwerkstatt erforderlich machen.
OTA-Updates am besten immer in der Werkstatt durchführen lassen
Autofahrer*innen sollten bedenken: Die Updates werden in der Werkstatt (im Beisein) von Fachleuten durchgeführt, die über die notwendigen Fähigkeiten und Werkzeuge verfügen, um Probleme zu beheben, die bei einem Update auftreten können. Und während das Update läuft, können weitere Überprüfungen oder Wartungsarbeiten an dem Fahrzeug durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass das Fahrzeug in einem einwandfreien Zustand die Werkstatt verlässt und das Update erfolgreich durchgeführt wurde.