Wer schon einmal mit Sommerreifen auf schneebedeckter Straße unterwegs war, wird sich schnell geeignetere Reifen herbeigesehnt haben. Doch schon bei Temperaturen unter zehn Grad kann der Einsatz von Winterreifen einen deutlichen Sicherheitsgewinn darstellen. Für den Reifenwechsel von Sommer- auf Winterreifen gilt oftmals die alte Regel „von O bis O“: Im Oktober wechseln viele Autofahrer auf Winterreifen, um Ostern herum wieder auf Sommerreifen.
Grundsätzlich bietet dieser Turnus eine relativ zuverlässige Sicherheit, gut vorbereitet und komfortabel durch den Winter zu kommen. Autofahrer sollten sich allerdings nicht blind an den Merksatz halten, schließlich kommt es hierzulande selbst im April hin und wieder zu Schneefall – von regionalen Unterschieden ganz abgesehen.
Warum Winterreifen?
Winterreifen haben bei Kälte, Schnee und Eis deutliche Vorteile: Sie verfügen über spezielle, kältetaugliche Gummimischungen mit einem hohen Silica- oder Naturkautschuk-Anteil, der den Reifen auch bei tiefen Temperaturen elastisch hält. Denn: Je weicher das Gummi, desto besser verzahnt es sich mit der Straßenoberfläche. Auf diese Weise ergibt sich mehr Grip beim Bremsen, Beschleunigen und in Kurven. Im Gegensatz dazu verhärten Sommerreifen bei Kälte, wodurch der Grip abnimmt. Deshalb arbeiten Winterreifen schon bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius besser als Sommerreifen.
Woran erkenne ich Winterreifen?
Winterreifen wurden bisher überwiegend mit "M+S" oder ähnlichen Abkürzungen gekennzeichnet. Allerdings waren nicht zwingend alle Reifen mit „M+S“-Symbol auch echte Winterreifen. Deshalb hat der Gesetzgeber die Definition von Winterreifen mittlerweile präzisiert. Bald reicht eine „M+S“-Kennzeichnung nicht mehr aus. Bis zum 30. September 2024 gelten Reifen mit „M+S“-Kennzeichnung nur noch dann als wintertauglich, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind. Reifen werden mittlerweile als wintertauglich bezeichnet, wenn sie mit dem „Alpine“-Symbol (ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke) gekennzeichnet sind: Anders als beim „M+S“-Reifen, muss beim Alpine-Symbol der Reifen mit einem standardisierten Modell verglichen werden und einheitliche Prüfverfahren und strenge Kriterien überstehen.
Reifenwechsel selber machen
Wer seine Reifen vom Profi wechseln lässt, profitiert von mehreren Vorteilen. So können Autofahrer bei professionellen Werkstätten sicher sein, dass ihre Reifen fachgerecht gewechselt wurden. Zudem bieten die meisten Werkstätten auch einen Lagerungsservice an. Die sperrigen Sommerreifen müssen somit nicht in der eigenen Garage oder im heimischen Keller gelagert werden. Mit ein paar Werkzeugen, sind die Reifen aber auch ruckzuck selbst montiert.
Für einen Wechsel der Räder benötigen Sie Folgendes:
- Radschlüssel oder Radkreuz, mit dem die Radmuttern gelöst werden. Ein einfacher Radschlüssel ist im Bordwerkzeug enthalten.
- Ein Rangierwagenheber anstatt des im Bordwerkzeug enthaltenen Standard-Wagenhebers macht den Wechsel sicherer.
- Mit Kreide können Sie die Reifen markieren. Beispiel: VR für vorne rechts oder HL für hinten links. Auf diese Weise wissen Sie im Frühjahr, an welche Position die Reifen montiert werden müssen.
- Mit einem Drehmomentschlüssel können sie einstellen, mit welchem Drehmoment die Radmuttern angezogen werden. Der Wert steht in der Regel im Bordbuch.
Wichtig: Von Winter zu Winter sollte man die Reifen achsweise tauschen, um für gleichmäßigen Verschleiß zu sorgen.
Und was gilt bei Reifen mit Reifendruckkontrollsystem?
Wer selbst die Reifen wechselt kann bares Geld sparen. Doch gerade für Autos, die mit Reifendruckkontrollsensoren ausgestattet sind, empfiehlt sich dringend der Besuch einer KFZ-Werkstatt. Seit dem 1. November 2014 müssen Neuwagen mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (kurz: RDKS) ausgerüstet sein. Bei RDKS-Systemen werden zwei Arten unterschieden: direkte und indirekte RDKS. Letztere nutzen die vorhandenen ABS-/ESP-Sensoren. Bei den direkten Systemen müssen bei einem Reifenwechsel immer auch die Sensoren überprüft werden. Bei neuen Reifen müssen die Sensoren aufgrund einer neuen Sensor-ID oder einer Veränderung von Radpositionen der Sensoren neu an das Fahrzeug angelernt werden. Eine störungsfreie Kommunikation zwischen Sensor und RDKS-Empfänger wird somit sichergestellt. Mit dem Programmier-/Diagnosegerät AirGuard von Herth+Buss können sämtliche Sensortypen spielend leicht ausgelesen werden. Anschließend werden Sie auf die universalen Herth+Buss Radsensoren übertragen. Grundsätzlich wird die Selbstmontage durch diese neuen technischen Erfordernisse erschwert. Deshalb empfiehlt es sich, eine Werkstatt für den Reifenwechsel aufzusuchen.