Elon Musk baut Elektroautos, schickt Raketen ins All und möchte den Mars besiedeln. Und seine Idee seines High-Speed-Transportsystems „Hyperloop“ könnte nicht weniger als die Transport-Branche revolutionieren.
Mit dem Verkauf von PayPal wurde Elon Musk nicht nur reich. Die 1,5 Milliarden US-Dollar, die Ebay 2002 für den Bezahldienst hinblätterte, finanzierten auch eine Menge weiterer Ideen, für die Elon Musk anfangs nicht selten mitleidig belächelt wurde. Das GQ-Magazin schrieb einmal über den Selfmade-Millardär: „Seine Pläne erscheinen dabei nicht immer rational oder machbar, sondern oft exzentrisch und überambitioniert.“ Zumindest Letzteres können wir wohl uneingeschränkt unterschreiben. Die Frage nach der Machbarkeit lässt sich heute (noch) nicht klar beantworten.
Mit seiner erfolgreichen E-Auto-Firma Tesla jedenfalls hat Musk die arrivierte Automobilindustrie bereits ziemlich geärgert. Ob die Menschheit tatsächlich irgendwann den Mars besiedeln wird, steht in den sprichwörtlichen Sternen. Doch mit seinem 2002 gegründeten Luftfahrt-Unternehmen SpaceX konnte Elon Musk zuletzt einen wichtigen Erfolg für sich verbuchen: Nach vier fehlgeschlagenen konnte Anfang Mai ein Prototyp der „Starship-Rakete“ nach einem Testflug erstmals erfolgreich wieder landen.
Revolutionäre Idee
Etwas irdischerer Natur, aber nicht weniger ambitioniert ist Musks Hyperloop-Idee. Der Unternehmer beschrieb sein Konzept erstmals 2013 in einem Whitepaper. Die Idee: Eine geschlossene Kapsel mit hoher Geschwindigkeit durch weitgehend luftleere Röhren zu jagen. Damit sei es möglich, auf langen Strecken schneller und umweltfreundlicher als mit dem Flugzeug und gleichzeitig deutlich günstiger als mit der Bahn zu reisen.
Dazu wird in den Röhren ein Magnetfeld erzeugt, das die Züge, die auch als Pods bezeichnet werden, durch fast luftleere Tunnel saugt und dabei stark beschleunigt. Dank kontaktloser Schwebe- und Antriebssysteme und des geringen Luftwiderstands sollen sich diese Pods mit sehr hohen Geschwindigkeiten von irgendwann bis zu 1.200 Kilometern pro Stunde durch die Röhren bewegen. Der Antrieb erfolgt dabei vollelektrisch. Weil die elektrische Energie von auf den Röhren montierten Solarpanelen bezogen werden soll, könnte der Hyperloop weitgehend klimaneutral funktionieren.
Hyperloop-Entwicklung steht allen offen
In seinem Whitepaper schlug Elon Musk bereits 2013 vor, die Hyperloop-Idee „open source“, also in offener, kaum regulierter Zusammenarbeit, ähnlich einer freien Software weiterzuentwickeln: „Einzigartig an Hyperloop ist auch, dass es ein offenes Entwicklungskonzept ist, ähnlich wie Linux. Resonanz aus der Gemeinschaft, welche hilft, die Konstruktion zu verbessern und das Konzept in die Realität umzusetzen, ist erwünscht.“
Seitdem arbeiten verschiedenen Unternehmen und Initiativen an der Realisierung des Hyperloop-Konzepts. Zudem organisierte Elon Musks Firma SpaceX zwischen 2015 und 2019 jährlich stattfindende Wettbewerbe für Universitäten und Studierenden-Initiativen auf einer eine Meile (ca. 1,6 Kilometer) langen Teststrecke, um das Konzept voranzutreiben und Prototypen zu entwickeln. Das Team der Technischen Universität München (TUM) konnte dabei stets den ersten Platz holen. 2019 erreichte der Pod der Münchener eine Geschwindigkeit von immerhin 463,5 km/h.
Technische Universität München mischt ganz vorne mit
Im November 2020 meldete die Virgin Group, das Unternehmen von Milliardär Richard Branson, einen weiteren Meilenstein der Hyperloop-Entwicklung: Die erste bemannte Hyperloop-Testfahrt. Eine Kapsel des Virgin Hyperloops transportierte nach rund 400 unbemannten Fahrten in der zehn Kilometer langen Teströhre in Las Vegas, Nevada, erstmals Passagiere. Mit 172 km/h ließ es Virgin vorsichtshalber ein wenig langsamer angehen.
Die Rekordhalter der TUM müssen sich mit einer deutlich kürzeren Teststrecke zufriedengeben. Die Forscher arbeiten an einer 24 Meter langen Teströhre und einem Prototyp im Originalmaßstab. Geleitet wird das Forschungsprogramm unter anderem von Prof. Agnes Jocher, seit 2020 Leiterin der Professur für Sustainable Future Mobility. „Der Hyperloop hat das Potential, eine schnelle, elektrische Alternative auf mittellangen Strecken zu bieten und somit nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Transport zu ermöglichen“, erklärt sie 2020 in einem Interview. Allerdings seien weitere Forschungsinitiativen nötig.
Auch wenn das Hyperloop-Konzept seit Anfang an nicht nur Fans hat, sondern auch viele Kritiker gefunden hat: Hyperloop hat das Potenzial, den Personen- und Warentransport zu revolutionieren. Ein schneller, günstiger und dazu noch idealerweise klimaneutraler Transport vereint ziemlich viele, ziemlich unschlagbare Vorteile. Und „wenn etwas wichtig genug ist, dann mach es, auch wenn alle Chancen gegen dich stehen.“ Sagte mal ein Unternehmer, den Viele lange Zeit nicht ernst nahmen. Sein Name: Elon Musk.