„Nichts ist so beständig wie der Wandel“ - wusste schon der griechische Philosoph Heraklit. Ein Mann mit erschreckender Weitsicht. Denn 2.500 Jahre später hat sein Zitat kaum Rost angesetzt und ist wahrscheinlich sogar aktueller denn je. Die Automobilbranche kann ein Lied davon singen. Elektromobilität, digitale Transformation, automatisiertes Fahren oder State-of-the-art-Fahrerassistenzsysteme, um nur ein paar der aktuellen und zukünftigen Themen zu nennen, die auch Kfz-Werkstätten schon heute oder in Zukunft beschäftigen. Nachdem wir uns in unserer neuen Artikelserie zur „Werkstatt der Zukunft“ den Exoskeletten gewidmet haben, schauen wir uns heute die Möglichkeiten von „Augmented Reality“ an.
Als „Augmented Reality“ (Erweiterte Realität oder kurz AR) wird die computergestützte Darstellung bezeichnet, die die reale Welt um virtuelle Aspekte erweitert. Zugegeben, eine etwas umständliche Definition. Ein Beispiel aus der Praxis macht das Ganze greifbarer: Vereinzelt haben Automobilhersteller damit begonnen, die Bedienungsanleitung ihrer neuen Modelle auch als Smartphone-App anzubieten. Audi etwa erlaubt dem Fahrzeugbesitzer sein Auto interaktiv zu erkunden: Bewegt man das Smartphone über das Armaturenbrett, so erhält man direkt auf dem Screen des Smartphones Informationen zur Funktion und Bedienung der betrachteten Tasten und Anzeigen, die das Bild vom Armaturenbrett auf dem Smartphone ergänzen. Die reale Welt und die virtuelle Welt verschmelzen.
Augmented Reality wird in Kfz-Werkstätten bereits getestet
Um Augmented-Reality-Anwendungen zu nutzen, benötigt man entweder ein Smartphone, ein Tablet oder eine spezielle Brille, sowie die dazu passende Software, zum Beispiel als App. Zahlreiche Unternehmen wie Schaeffler, Continental, Bosch oder Hella Gutmann haben Anwendungsfälle bereits im Werkstatt-Einsatz getestet oder setzen sie bereits bei Schulungen ein.
Was sich für Kfz-Betriebsinhaber wie das nächste notwendige Übel anhört, könnte sich bei näherer Betrachtung als hilfreiche Unterstützung entpuppen. Bosch zum Beispiel hat Augmented Reality im Rahmen einer Feldstudie zusammen mit Kfz-Profis getestet: Hilfreiche Informationen zu bestimmten Komponenten und Systemen, die der Servicetechniker fokussierte, ergänzten das Bild auf dem Screen des Tablets und den Displays der Datenbrille. Das Ergebnis: Die Augmented-Reality-Anwendungen brachten eine durchschnittliche Zeitersparnis von 15 Prozent pro Arbeitsvorgang.
Unterstützung bei immer komplexer werdender Fahrzeugtechnik
Vor allem in Zeiten, in denen die Fahrzeugtechnik immer komplexer wird, könnte Augmented Reality in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur effizienten Arbeit in Kfz-Betrieben leisten. Insbesondere komplexe Reparaturen und Wartungsarbeiten könnten mit den entsprechenden Anwendungen und den passenden Geräten stark vereinfacht werden. Auch Arbeiten an Fahrzeugen und Systemen, mit denen Kfz-Mechatroniker wenig erfahren sind, würden mit Augmented Reality optimiert werden. Man denke nur an die Hochvolttechnik oder intelligente Assistenzsysteme, die auch gestandenen Kfz-Profis nicht selten die ein oder andere Schweißperle abringen.
Durch konkrete Arbeitsanweisungen und Schritt-für-Schritt-Anleitungen könnten Techniker bei herausfordernden Arbeiten entsprechend instruiert werden. So wie bei einer Lösung von Continental für den Reparatur-und Servicebereich. Die Diagnoselösung zeigt auf dem Display ein Live-Bild des Motors und führt den Techniker durch den Reparaturprozess, indem die Komponenten, die als nächstes bearbeitet werden müssen, angezeigt werden.
Zudem könnten AR-Systeme auch da unterstützen, wo Komponenten hinter Verkleidungen verborgen sind, indem die Position auf dem jeweiligen Device optisch dargestellt wird.
Die moderne Technik kann also – faire Kosten vorausgesetzt – durchaus eine Hilfe für Kfz-Betriebe darstellen. Klar ist jedoch: Einen guten Kfz-Fachmann wird Augmented Reality nicht ersetzen. Und das ist auch gut so.