Der Wertverlust gebrauchter Elektroautos ist heftig. Vor allem die staatlichen Förderungen für neue E-Autos und die schnell fortschreitende Entwicklung der Batterietechnik machen den Restwerten zu schaffen. Und weil die Batterie das teuerste Bauteil ist, macht ihr Zustand einen Großteil des Fahrzeugwertes aus. Experten empfehlen Verkäufern*innen von gebrauchten Stromern deshalb, den Zustand des Akkus nachweisen zu lassen. Die Überwachungsgesellschaft GTÜ hat nun die datenbasierte Batteriediagnose für Elektroautos gestartet.
Ältere Elektroautos haben mit einem hohen Wertverlust zu kämpfen. Laut der DAT (Deutsche Automobil Treuhand) werden drei Jahre alte Benziner für 58 Prozent des ursprünglichen Listenpreises gehandelt. Bei E-Autos liege der Restwert nur noch bei 47 Prozent. Die Restwerte leiden zum einen durch die Kaufprämien für elektrifizierte Neuwagen. Zum anderen sorgt die nach wie vor rasche Weiterentwicklung der Batterietechnik, insbesondere mit Schnellladefunktion, für sinkende Preise gebrauchter E-Autos.
Batterie kann bis zu 50 Prozent des Fahrzeugwerts ausmachen
Gleichzeitig ist die Batterie das kostenintensivste Bauteil an einem Elektroauto ist. Sie beeinflusst deshalb in hohem Maße den Restwert des Gebrauchten. Laut der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) kann der Stromspeicher bis zu 50 Prozent des Fahrzeugwerts ausmachen.
Aus diesem Grund hat die GTÜ nun einen neuen Service im Programm: Die Batteriediagnose für Elektroautos und Pkw mit Plug-In-Hybrid, die „den Batteriezustand detailliert, objektiv und herstellerunabhängig“ bestimmen soll. Dazu tat sich die Überwachungsorganisation mit dem Testentwickler Aviloo zusammen.
Batteriediagnose soll den Wert eines E-Autos exakt bewerten
„Traktionsbatterien sind chemische Energiespeicher, die durch Belastung einem natürlichen Alterungsprozess unterliegen und mit der Zeit ihre Speicherfähigkeit verlieren“, erklärt Aviloo-Chefentwickler Nikolaus Mayerhofer. „Ebenso kann das Nutzungsverhalten wie zum Beispiel das permanente Fahren im oberen Leistungsbereich oder häufiges Laden mit hohen Ladeleistungen zu schnellerer Batteriealterung führen“. Die Batteriediagnose soll deshalb den Wert eines Elektrofahrzeugs relativ exakt bewerten und den Käufer rechtzeitig auf mögliche Risiken hinweisen.
E-Auto-Fahrer*innen benötigen für die Batteriediagnose einen speziellen Batterietester, der von der GTÜ zur Verfügung gestellt wird. Dieser ist sowohl an ausgewählten Prüfstellen der GTÜ zu haben oder online bestellbar. Die Durchführung der Batteriediagnose sei insgesamt sehr einfach und für Endverbraucher*innen zu machen, betont man bei der GTÜ. Je nach technischem Verständnis sollten Autofahrerinnen und Autofahrer von E-Autos aber ihre Werkstatt des Vertrauens hinzuziehen.
Batteriezertifikat basiert auf der Analyse von Millionen Datenpunkten
Kunden*innen erhalten vor der Prüfung einen Link auf das Mobiltelefon und sollen per App „Schritt für Schritt sicher und komfortabel durch den Test geleitet“ werden. Weil die Batterieprüfung rein datenbasiert erfolgt, ist ein Ausbau der Batterie nicht notwendig: Der Batterie-Tester muss nur mit der OBD-Schnittstelle im Fahrzeug verbunden werden. Anschließend analysiert das Gerät die Batteriedaten während Alltagsfahrten, bei denen die Batterie bis auf 10 Prozent der Kapazität entladen wird, und sendet diese zur Auswertung an die „Battery Cloud“ von Aviloo. Das anschließend erstellte Batteriezertifikat basiert auf der Analyse von Millionen Datenpunkten. Es soll präzise bestimmen, wie weit die Antriebsbatterie bereits gealtert ist.
Inklusive des Test-Zertifikats kostet der Batterietest bei der GTÜ 99 Euro. Eine Vollkatastrophe für Besitzer und Käufer älterer E-Autos kann auch die GTÜ nicht verhindern: Wenn die Batterie irgendwann komplett streikt, kann der Stromer schnell zum wirtschaftlichen Totalschaden werden.