Das Gröbste scheint überstanden: Die Werkstatt-Branche kommt offenbar glimpflich durch die Corona-Krise
Die Experten sind sich ausnahmsweise einmal einig: Die Corona-Krise sei, so die einhellige Meinung, die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg. Nachdem die Ausbreitung des Covid-19-Virus in Europa weitgehend gestoppt werden konnte, hat sich der Blick verstärkt auf die wirtschaftlichen Auswirkungen gerichtet. Und die sind verheerend. Doch der Independent Aftermarket scheint glimpflich davongekommen zu sein.
Zwar haben die meisten freien Werkstätten teilweise empfindliche Auftrags- und Umsatzeinbrüche erlitten. Doch während Autohäuser deutschlandweit schließen mussten, konnten die meisten Werkstätten ihren Betrieb aufrechterhalten.
Kurzarbeitergeld für die meisten Kfz-Betriebe
Insgesamt rund 70 Prozent der Autohäuser und Kfz-Betriebe hatten im März Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen – für viele freie Kfz-Werkstätten jedoch nur eine Momentaufnahme. Wie zum Beispiel für Martin Kolmer, der einen Meisterbetrieb mit insgesamt elf Mitarbeitern betreibt. “Wir hatten vom 23.3. bis zum 4.4. Kurzarbeit angemeldet. Die Auslastung war jedoch so hoch, dass wir seit dem 6.4. wieder in Vollzeit arbeiten“, berichtet das Mitglied des Herth+Buss Werkstattbeirats.
Viele Inhaber führen ihren Betrieb mit kreativen Maßnahmen durch die Krise
Mit konsequenten Hygiene-Konzepten, kreativen Maßnahmen wie Hol- und Bring-Services und intensiver Kundenkommunikation manövrieren viele Inhaber ihre Betriebe mit Erfolg durch die Krise. Auf Basis aktueller Zahlen errechnete die Unternehmensberatung „Wolk After Sales Experts“ für April 2020 einen Anstieg der Auftragsanzahl um 24 Prozent im Vergleich zu März 2020. Und selbst im März fielen die Zahlen nicht unter das Niveau von 2018, „während die Frühjahrsspitzen 2019 aufgrund des warmen Wetters früher begannen“, wie ein Vertreter der Unternehmensberatung erklärt.
Die Krise birgt auch Chancen
Die sich abzeichnende Zurückhaltung im Neuwagen-Geschäft wird von Automobilherstellern und Autohäusern mit Beunruhigung beobachtet. Bei freien Werkstätten jedoch dürfte sie aus wirtschaftlicher Sicht für positive Effekte sorgen. „Der vorhandene Fahrzeugbestand wird (…) vielerorts länger halten müssen“, erwartet Stahlgruber-Geschäftsführer Frank Schöller im Gespräch mit dem Fachmagazin Krafthand. „Wir vermuten auch, dass das durchschnittliche Fahrzeugalter in Deutschland und Europa ansteigt.“
Weniger Neuwagen und mehr ältere Autos bedeuten im Umkehrschluss natürlich mehr Aufträge für die Reparaturbranche. Und das sind zumindest für die freien Werkstätten in Deutschland wohl nicht die allerschlechtesten Aussichten. Der freie Aftermarket, so scheint es, dürfte glimpflich durch die Krise gekommen sein.