E-Autos sind bekanntermaßen deutlich weniger komplex als ihre Benzin- und Diesel-Derivate. Zumindest in Bezug auf den Antriebsstrang. Bisherige Studien gehen davon aus, dass Wartung und Reparaturen von Elektroautos insgesamt zum Teil deutlich günstiger sein würden. Eine neue Studie kommt nun zu einem etwas anderen Ergebnis.
Eine Studie der Initiative „Schaufenster Elektromobilität“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung rechnete vor einigen Jahren vor, dass die Arbeitsvolumina in Kfz-Werkstätten für die Reparatur von E-Fahrzeugen um über 60 Prozent unter denen von Pkw mit Verbrennungsmotor liegen. Auch im Bereich der Wartung gehen Experten von geringeren Kosten aus: Eine Studie aus diesem Jahr errechnete, dass batterieelektrische Fahrzeuge etwa 20 Prozent weniger Kosten für Ersatzteile als vergleichbare Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen generieren. Warum, ist klar: Die größte Reduzierung ergibt sich bei den Wartungskosten aufgrund der geringeren Anzahl von Motorkomponenten in einem BEV.
Was denn nun: Höhere Kosten oder geringere?
Eine aktuelle Studie des „Allianz Zentrums für Technik“ (AZT) hat nun etwas anders lautende Zahlen veröffentlicht. Demnach sind Reparaturen an Elektroautos teurer als bei Fahrzeugen mit Diesel- oder Benzinmotor. Das liegt hauptsächlich daran, dass die oben genannten Studien durchschnittliche Reparatur- und Wartungskosten über einen längeren Zeitraum betrachteten. Die AZT-Studie betrachtet hingegen nur die Kosten für konkrete Reparaturen. Das Tech-Portal t3n.de etwa betont in seiner Analyse der Studie deshalb zurecht, „dass Elektroautos aufgrund der geringeren Anzahl an Verschleißteilen insgesamt deutlich unanfälliger für Defekte sind“. Das gilt es in der Gesamtbetrachtung also immer zu berücksichtigen.
Für die neue Auswertung der Reparaturkosten wurden echte Schadensdaten von Pkw-Haltern, die bei der Allianz versichert sind, ausgewertet. Die Ergebnisse: Im Zeitraum von 2018 bis 2020 war der durchschnittliche Schadensaufwand bei E-Autos demnach um rund zehn Prozent höher. Bei Plug-in-Hybriden waren es sogar 50 Prozent. Die Reparaturkosten bei Stromern lagen nach einer Kollision um 30 Prozent höher.
Der Akku treibt die Reparaturkosten in die Höhe
Woran es liegt? Carsten Reinkemeyer, Leiter Sicherheitsforschung im AZT, hat eine klare Antwort auf diese Frage: „Den wesentlichen Unterschied macht der schwere Akku am Unterboden, der gegen Beschädigung bestmöglich geschützt werden muss". Der Akku ist nicht nur grundsätzlich besonders teuer. Die Automobilhersteller machen auch strenge Vorgaben beim Umgang mit beschädigten Akkus. In manchen Fällen muss der Akku nach Kollisionen - und selbst bei geringen Schäden, teilweise auch dann, wenn der Airbag ausgelöst hat - getauscht werden. Das treibt die Kosten in die Höhe.
Doch auch vergleichsweise harmlose Schäden können zu immensen Kosten führen. Hat zum Beispiel ein Marder beherzt in ein Hochvoltkabel gebissen, können laut Studie schnell bis zu 7.000 Euro bei Austausch des Kabelsatzes anfallen. Ein weiterer Kostenfaktor liegt laut auto-motor-und-sport.de darin, dass nach der Bergung eines Unfallfahrzeugs „Brandvorsorgemaßnahmen getroffen werden müssen, da die Akkus weiterhin Energie enthalten.“
Fazit: Elektroautos sind aufgrund der einfacheren Antriebstechnik zwar grundsätzlich unanfälliger für Defekte. Aber wenn mal was kaputt geht, dann geht´s schnell ins Geld.