Damals, es muss so um 2018 gewesen sein, da war ein Elektroauto noch ein echter Exot auf Deutschlands Straßen. Jetzt gehören sie tatsächlich dazu, zum Straßenverkehr. Kein Wunder, vor allem die E-Auto-Prämien der Bundesregierung geben der Elektromobilität seit letztem Jahr einen ordentlichen Schub. So sorgten die Zuschüsse im vergangenen Jahr bereits für einen neuen Rekord: 2019 wurden mit 63 281 reinen E-Autos so viele Stromer neu zugelassen wie nie zuvor. Und auch in diesem Jahr dürften die Neuzulassungen weiter steigen. Eine neue Studie prognostiziert den Durchbruch der E-Mobilität indes für 2024. Doch was bedeutet die aktuelle Entwicklung im Bereich der Elektromobilität für Werkstätten?
Bereits seit einigen Jahren wächst der Marktanteil von elektrifizierten Pkws stetig. Waren das bislang hauptsächlich Hybrid-Pkws, also Autos, bei denen ein Verbrennungsmotor und ein Elektromotor kombiniert werden, so schicken sich reine E-Autos inzwischen ebenfalls an, nennenswerte Zulassungszahlen zu erreichen. Das Rekordjahr 2019 könnte von den sogenannten BEV (= Battery Electric Vehicles, also Fahrzeuge mit E-Motor und Batterie/Akku) in diesem Jahr getoppt werden.
E-Autos werden günstiger
Denn trotz der Coronakrise wurden allein im Juni über 8 000 BEV neu zugelassen – ein Plus von satten 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und eben wegen jener Krise erhöhte der Bund den Umweltbonus für E-Autos und Plug-in-Hybridmodelle ab dem 1. Juli auf bis zu 9 000 Euro. Zumindest für Stromer, die maximal 40 000 Euro kosten. Der BEV-Anteil an den Neuzulassungen dürfte zumindest bis 2021 also weiterhin hoch bleiben. Denn dann läuft das Bonus-Programm aus. Während die Ladesäulen-Infrastruktur nach wie vor ausbaufähig ist, konnte ein wesentlicher Kritikpunkt, wonach E-Autos viel zu teuer sind, somit weitgehend entkräftet werden: Durch den Umweltbonus sind E-Fahrzeuge zumindest vorübergehend auch für breitere Käuferschichten bezahlbar.
Doch auch ohne staatliche Zuschüsse wird die individuelle Elektromobilität günstiger werden. Zwar sorgen insbesondere die Akku-Preise – neben ihrem Gewicht – noch immer für Kopfschmerzen. Eine Studie der Unternehmensberatung Bain & Company geht für 2025 allerdings von Akku-Kosten in Höhe von nur noch 85 Euro pro Kilowattstunde aus. Das wäre rund ein Drittel weniger als noch im Jahr 2018. Und für 2024 rechnet die Studie sogar mit dem endgültigen Durchbruch der Elektromobilität.
Bis Ende 2024 rund 500 000 BEV auf Deutschlands Straßen?
Wenn sich die bisherige Entwicklung fortsetzt, würden bis Ende 2024 rund 500 000 reine E-Autos auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Und diese werden im Laufe der Zeit immer häufiger auch bei freien Werkstätten zur Wartung oder Reparatur vorstellig werden. Für Kfz-Betriebe stellt sich also nicht die Frage, ob sie sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen, sondern wie sie das Thema angehen wollen.
Freie Werkstätten müssen handeln
Klar ist, dass Werkstatt-Inhaber – mal wieder, möchte man sagen – nicht um Investitionen herumkommen werden. Experten rechnen mit Kosten im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich, um einen Werkstattplatz für entsprechende Reparaturen einzurichten. Zudem ist die Arbeit an Elektroautos stark reguliert. Schließlich kann der falsche Umgang mit dem Hochvoltsystem von Elektroautos tödlich sein. Werkstatt-Mitarbeiter müssen sich deshalb im Rahmen spezieller Lehrgänge für das fachgerechte und sichere Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvolt-Systemen und deren Komponenten qualifizieren lassen. Mehr Infos dazu findet ihr in unserem Blogbeitrag „Hochvolt-Qualifikation: So werden Kfz-Profis fit für die Elektromobilität“.
Klar ist aber auch: Aufgrund der einfacheren Technik von Elektroautos sowie dem Wegfall der verbrennungsmotorischen Bauteile und des herkömmlichen Antriebsstrangs werden Arbeitsumfänge zum Teil deutlich abnehmen, ein Schock dürfte aber ausbleiben. Verglichen mit Verbrennungsmotor-Pkws sollen sich die gesamten Arbeitswerte im Bereich der Wartung und der Reparaturen bei Elektrofahrzeugen einigermaßen moderat reduzieren. Die Studie "Entwicklung der Beschäftigung im After Sales - Effekte aus der Elektromobilität“ des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen Baden-Württemberg rechnet mit einem Rückgang von „nur“ rund 13 Prozent. Das ist zwar schmerzlich, für die meisten Betriebe und mit der richtigen Strategie, aber verkraftbar.
Elektromobilität verspricht auch neue Arbeitspotenziale
Auf der anderen Seite ergeben sich durch die Elektromobilität auch neue Arbeitspotenziale. Zum Beispiel im Bereich des Thermomanagements: Bei Elektrofahrzeugen hängen Stromverbrauch und Ladezeit stark von der Außentemperatur ab. So liefern Batterien bei Kälte nicht nur weniger Strom, sie können beim Laden mit hohen Strömen auch Schaden nehmen. Ein ausgeklügeltes Thermomanagement der Batterie spielt deshalb eine wichtige Rolle und verspricht deshalb neue Umsatzbereiche.
Auch Herth+Buss verfolgt die Entwicklung der Elektromobilität sehr intensiv und arbeitet ständig daran, das Produktprogramm an die neuen Bedürfnisse der Autofahrer und Werkstätten anzupassen. Die NRGkick-Ladekabel für Elektrofahrzeuge sind ein gutes Beispiel. Diese mobilen Ladestationen besitzen, neben dem Typ 2-Stecker für den Anschluss an die Fahrzeugsteckdose auf der Infrastrukturseite, einen roten CEE 32 A Anschlussstecker mit einer deutlich höheren Ladeleistung. Das heißt nichts anderes, als dass man im Vergleich zu den oft bei Elektroautos mitgelieferten Ladekabeln mit NRGkick deutlich schneller lädt. In der Praxis bedeutet das, dass ein kompatibles Elektroauto, zum Beispiel der Renault ZOE mit einer Kapazität von 24 kWh, mit dem NRGkick in einer Stunde schon beinahe voll geladen ist. Mit dem Notladekabel würde es über zehn Stunden dauern.