Der ADAC hat die Material- und Verarbeitungsqualität von fast 600 verschiedenen Fahrzeugmodellen unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist ein spannender Überblick. Vor allem die deutschen Hersteller verlieren. Wer gut abgeschnitten hat und wer nicht, lest ihr in diesem Blogbeitrag.
Die Testingenieure des ADAC haben sich insgesamt 580 Fahrzeugmodelle genauer angesehen und miteinander verglichen. Doch fast noch spannender ist die Frage, wie aktuelle Modelle im Vergleich zu ihren Vorgängern abgeschnitten haben. Vor allem bei den deutschen Herstellern scheint es eine Tendenz zu geben – und die bewegt sich offenbar nach unten.
Vorab ein paar Worte zum Test- und Bewertungsprocedere: Im ADAC Autotest wird die Material- und Verarbeitungsqualität anhand von 34 Kriterien beurteilt. Bei der Verarbeitung der Karosserie sind das die Spaltmaße, fehlende Türrahmenverkleidung, scheppernde Türen bei geöffnetem Fenster und kratzempfindliche Kunststoffe. „Bewertet werden aber auch die Material- und Verarbeitungsqualität im Innenraum, wie z.B. knarzende Kunststoffteile, unverkleidete Blechteile, ungeschäumte Kunststoffe an Armaturenbrett oder Türverkleidungen oder Dachsäulen ohne Stoffbezug.“
Die deutschen Hersteller verlieren
Seit Langem zu beobachten ist: Weil Autos immer mehr können, mehr Fahrerassistenzsysteme und Komfort-Features an Bord haben, werden sie auch immer teurer. Also müssen die Automobilhersteller an anderer Stelle sparen. Und das ist laut ADAC häufig die Material- und Verarbeitungsqualität.
Und das scheint nicht selten ausgerechnet im Premiumsegment der Fall zu sein. In der Regel verfügen die teuren Premiummodelle zwar über eine hochwertige Verarbeitung und ebenso wertige Materialien im Innenraum. Es gibt aber auch Ausnahmen. „Zu den Absteigern zählt etwa der Audi A3 Sportback, „bei dem unter dem Kofferraumboden beispielsweise blankes Blech zum Vorschein kommt“, wie der Automobilclub festhält. Beim Vorgängermodell war die Reserveradmulde demnach noch mit Teppich ausgekleidet. Auch beim VW Golf 8 geht´s im Vergleich zur Vorgänger-Generation bergab. So musste zum Beispiel die Gasdruckfeder für die Motorhaube einem günstigeren Haltestab weichen.
Mit dem Volkswagen-Konzern geht der ADAC generell hart ins Gericht: „Bei den meisten Neuerscheinungen aus dem VW-Konzern fällt die Verarbeitungs- und Materialqualität der neuen Modelle deutlich schlechter aus als bei den Vorgängern und liegt inzwischen bei einigen Fahrzeugen sogar unter dem Klassendurchschnitt.“ Das sitzt.
ADAC kritisiert Preiserhöhungen bei gleichzeitigen Einsparungen
Und schlimmer noch: Wie der ADAC betont, gingen die Einsparungen gleichzeitig mit immensen Preiserhöhungen einher. Teilweise verteuerten sich die Fahrzeuge des Konzerns in den vergangenen Monaten um mehrere tausend Euro.
Den größten Abstieg allerdings zeigte die neue C-Klasse von Mercedes-Benz: Die verwendeten Materialien im Innenraum sind offenbar nur noch im oberen Bereich weich, unterhalb des Sichtbereichs kommt harter und damit kratzempfindlicher Kunststoff zum Einsatz. Die Ehrenrettung der Premium-Klasse übernimmt dafür BMW. Die aktuelle 3er-Reihe aus München zählt zu den Aufsteigern, wie die Tester betonen.
Ebenfalls zu den Aufsteigern gehören die Neuauflagen von Importeuren: Skoda Fabia, Toyota Yaris und Nissan Leaf etwa konnten ihre Vorgänger hinter sich lassen. Allerdings schneiden sie im absoluten Vergleich nur durchschnittlich ab. Es gibt aber Hersteller, die trotz günstiger Fahrzeugpreise eine gute Materialqualität anbieten. So beispielsweise Mazda mit dem Mazda 3, dessen Interieur für einen Kompaktwagen laut ADAC bemerkenswert wertig ist.
Verarbeitungsqualität oftmals Wellenbewegungen ausgesetzt
Stellt sich die Frage, ob die Qualität nun insgesamt besser oder schlechter wird. Eine klare Antwort gebe es nicht, so ADAC Testingenieur Alexander Werner. "Die Material- und Verarbeitungsqualität ist oftmals Wellenbewegungen ausgesetzt. Während die Entwickler um eine bestmögliche Qualität bemüht sind, wollen die Controller selbst Centbeträge einsparen, um die Rendite zu steigern."
Wenn zu viel gespart wird und es daraufhin entsprechend negative Rückmeldung von Presse und Kunden gibt, werde beim Nachfolgemodell gegengesteuert. Die verwendeten Materialien sowie die Verarbeitungsgüte würden dann wieder besser.
Eine detaillierte Übersicht der Auf- und Absteiger gibt´s auf der Webseite des ADAC.