Caravans und Reisemobile: Neue Potenziale für Werkstätten?

24. Apr 2022 | Branche + Mehr

Caravans, Camper und Wohnmobile boomen weiterhin. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Freien Kfz-Werkstätten bieten sich neue Potenziale. Oder doch nicht?

Laut einer aktuellen Studie des Caravaning Industrie Verbands (CIVD) und des renommierten Instituts für Demoskopie Allensbach nimmt der Camping-Boom kein Ende. Demnach sei die Gemeinschaft der deutschen Caravaning-Fans in den letzten beiden Jahren um mehr als 2 Millionen Neueinsteiger auf 13,8 Millionen Campingurlauber gewachsen, was einer Zunahme von 16 Prozent entspricht. Insgesamt sind in Deutschland 1,6 Millionen Camping-Fahrzeuge zugelassen. Der Camping-Markt ist also schon lange kein Nischengeschäft mehr. Freien Kfz-Werkstätten, speziell Nfz-Betrieben, bieten sich dementsprechend neue Potenziale.

Und die sind natürlich verlockend: Camper investieren viel Geld in ihr Hobby, das häufig nicht mehr nur Hobby, sondern zu einem wahren Lifestyle geworden ist. Wer lange Strecken mit Camper, Reisemobil oder Wohnwagen zurücklegt, für den ist die Zuverlässigkeit der „fahrenden Wohnung“ besonders wichtig. Dass die Technik dann in bestem Zustand sein sollte, ist klar. Entsprechend qualifizierte Betriebe können hier also mit sicheren Umsätzen rechnen.

Wie die Brancheninitiative „Qualität ist Mehrwert“ betont, ist eine zusätzliche Spezialisierung auf Wohnmobile, Campingbusse und Wohnwagen außerdem ein möglicher Weg, um sich von der Konkurrenz abzuheben und Kunden zusätzlichen Qualitäts-Service zu bieten. Doch die Hürden sind nicht zu unterschätzen.

Caravan-Reparatur nicht einfach ,so mitnehmen'

„Die Caravan-Reparatur ist kein Teilbereich, den ein Betrieb einfach ,so mitnehmen' sollte,

weil er gerade einen Boom erfährt“, warnt etwa Dierk Conrad, Geschäftsführer Nutzfahrzeuge beim Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugzechnik (ZKF), im Gespräch mit der Fachzeitschrift „amz“. Die Voraussetzungen, die Betriebe mitbringen müssen, um im Caravan-Geschäft erfolgreich sein zu können, sind vielfältig.

Es fängt bereits beim Platzangebot an: Ohne eine ausreichend dimensionierte Werkstattfläche geht schon mal gar nichts. Schließlich liegen die Standard-Längen bei Camping-Bussen und Kastenwagen bei rund fünf bis sechs Metern. Der Großteil der teilintegrierten und integrierten Reisemobile sowie Alkoven-Modelle ist sechs 6 bis 7,50 Metern lang. Zudem muss auch die Hoffläche groß genug sein, damit Kunden*innen und Mitarbeitende vernünftig rangieren können.

Wichtigster Faktor allerdings: Die entsprechende Qualifikation der Werkstatt. Die Freizeitmobile sind teilweise deutlich komplexer als gewöhnliche Nfz oder gar Pkw. Betriebe benötigen neben Fähigkeiten und Qualifikationen in der Kfz-Technik und im Karosseriebau zusätzliche Fähigkeiten in weiteren Bereichen. Etwa im Möbelbau oder im Bereich der Gasanlage.

Zertifizierung als Caravan-Fachbetrieb

Hier unterstützt der ZKF seine Mitgliederbetriebe bei der Ausbildung und Qualifikation seiner Mitarbeitenden mit speziellen Lehrgängen. Zudem verleiht der Verband passenden Betrieben bereits seit 2015 die Zertifizierung „Caravan-Fachbetrieb“. Mittlerweile wurden durch den ZKF bundesweit rund 120 Mitgliedsbetriebe mit diesem Zusatzzeichen zertifiziert.

Doch die Kriterien sind hart: Insbesondere müssen Betriebe konkrete Erfahrungsnachweise im Bereich der Caravan-Reparatur erbringen „Wir fordern hier mindestens drei Auftragsbeispiele, die durch Zusendung von Fotos und Rechnungskopien nachgewiesen werden können", erklärt Dierk Conrad. Dabei gehe es nicht um „einfache Reparaturen“, sondern um Arbeitsbeispiele, die die komplette Bandbreite der Caravan-Arbeiten abdecken. Wie Dierk Conrad bereits betonte: Die Caravan-Reparatur können interessierte Kfz-Betriebe eben nicht einfach ,so mitnehmen'.