E-Mobilität bei Nutzfahrzeugen

28. Nov 2023 | Branche + Mehr

Die Zahl der Elektroautos auf deutschen Straßen nimmt stark zu. Nicht zuletzt wird wohl auch das beschlossene „Verbrenner Verbot“ ab dem Jahr 2035 dazu beitragen, dass der Anteil der E-Autos weiter steigt. Auch wenn das Verbot für Verbrenner zunächst nicht für schwere Nutzfahrzeuge gilt: Wie sieht die aktuelle Entwicklung bei diesen Fahrzeugen aus? Es gibt bereits Lkws in elektrischer Ausführung, steht also auch die Transportbranche vor einem Wandel? Und wie sieht es mit der entsprechenden Infrastruktur aus?

Grundsätzlich sprechen wir derzeit von zwei Technologien, dem Brennstoffzellen-Lkw, der mit einer wasserstoffbetriebenen Brennstoffzelle fährt und dem E-Lkw, der batterieelektrisch betrieben wird. Kurz gesagt: Ja es gibt bereits E-Lkws, die von den Herstellern bereits als Alternative zum Dieselantrieb angeboten werden.

Angebotene E-Lkw und ihre Reichweiten

Neben dem eActros Long Haul von Daimler Truck mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern, bieten beispielsweise der niederländische Hersteller Daf Trucks, aber auch Volvo und Renault bereits entsprechende Pendants an. Weitere Hersteller folgen, so plant MAN seinen ersten elektrischen Fernverkehrs-Lkw für das Jahr 2024 und Scania hat bereits die Sattelzugmaschine 45 R vorgestellt, die in der höchstmöglichen Batteriekonfiguration ebenfalls eine Reichweite von 450 km erreichen soll. Was die Reichweite betrifft, so erreichen alle Anbieter bereits heute problemlos 300 bis 400 Kilometer, natürlich mit vollgeladener Batterie. Der TESLA Semi soll nach eigenen Angaben sogar fast 500 Meilen (gut 800 Kilometer) schaffen.

Wie hoch ist der Anteil der E-Lkw derzeit bzw. welche Prognosen sind hier zu erwarten?

Die Nachfrage ist noch sehr gering und somit wächst natürlich auch der Markt nur sehr langsam. Im Jahr 2022 lag der Marktanteil von schweren E-Lkw in Europa bei nur 0,3 Prozent, bei leichten und mittelschweren E-Lkw bei 3 Prozent, wohingegen im selben Jahr reine E-Autos allein in Deutschland bereits einen zweistelligen Markanteil von fast 18 Prozent erreichen. Doch woher kommt dieser große Unterschied?

Hohe Kosten sind schuld an der mangelnden Nachfrage nach E-Lkw

Das Problem scheint banal, E-Lkw sind einfach noch sehr teuer in der Anschaffung, vor allem im Fernverkehr, und deshalb stockt (noch) die Nachfrage. Daimler hat nach eigenen Angaben im Jahr 2022, 914 leichte und schwere E-Lkw mit Batterieantrieb verkauft, obwohl seitens Daimler mehr möglich gewesen wäre. Es mangelt also offenbar nicht am Angebot! Ein weiterer Punkt, der die Nachfrage bremst, ist die noch unzureichende Ladeinfrastruktur.

Doch das könnte sich bald ändern, denn ab dem 1. Dezember 2023 wird ein CO2-Aufschlag von 200 Euro pro Tonne auf die Lkw-Maut eingeführt. Und diese doch drastische Mauterhöhung könnte E-Lkw attraktiver und wirtschaftlicher machen. Vor allem, weil emissionsfreie Fahrzeuge zunächst bis Ende 2025 von der Maut befreit sind und auch danach voraussichtlich nur eine reduzierte Maut zahlen müssen.

Eine weitere Herausforderung ist die noch fehlende Infrastruktur

Derzeit gibt es noch keine ausreichende Ladeinfrastruktur für den Güterverkehr. Um ein flächendeckendes und leistungsfähiges Ladenetz speziell für Nutzfahrzeuge auszubauen, werden im Wesentlichen zwei Typen von Ladesäulen benötigt. Dies sind Ladesäulen nach dem MCS-Standard (Megawatt Charging System) und NCS-Ladesäulen (Night Charging System). Letztere sind wie aus dem Namen hervorgeht für das Laden in der Nacht gedacht und sollten eine Dauerladeleistung von 100 Kilowatt haben. Die MCS-Ladesäulen hingegen müssen eine sehr hohe Ladeleistung aufbringen, hier ist von 900 Kilowatt bis 4,5 Megawatt die Rede, denn diese sollen für die „kurze“ Zwischenladung dienen, also zum Beispiel während der vorgeschriebenen Pausen der Lkw-Fahrer. Eine Herausforderung in diesem Bereich ist auch, dass speziell für die MCS-Ladepunkte ein Anschluss an das Hochspanungsnetz notwendig ist.

Blick in die Zukunft

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung im Bereich der E-Mobilität bei Nutzfahrzeugen bereits fortgeschritten ist. Obwohl bereits mehrere Anbieter E-Lkw anbieten, ist der Marktanteil noch gering, was vor allem auf die hohen Anschaffungskosten und die fehlende Ladeinfrastruktur zurückzuführen ist. Die Einführung eines CO2-Aufschlags auf die Lkw-Maut könnte jedoch dazu beitragen, die Nachfrage zu steigern. Darüber hinaus besteht die Herausforderung, eine ausreichende und leistungsfähige Ladeinfrastruktur aufzubauen, um den Anforderungen des Güterverkehrs gerecht zu werden. Insgesamt steht die Transportbranche vor einem Wandel und wird sich in den kommenden Jahren zunehmend auf die Elektromobilität einstellen müssen.