Elektroautos sind im Vergleich zu ihren verbrennungsmotorischen Brüdern und Schwestern locker ein paar hundert Kilogramm schwerer. Vor allem Luxus-SUVs mit elektrischen Antrieben bringen – unbeladen wohlgemerkt – über 2,6 Tonnen auf die Waage. Voll beladen kommen sie dabei gefährlich nahe an das 3,5-Tonnen-Limit. Was diese Entwicklung für das Fahrwerk bedeutet.
Das Mehrgewicht von Elektroautos geht in der Regel auf das Konto der Akku-Technik: Eine E-Auto-Batterie kann bis zu 700 Kilogramm wiegen. Schon beim Kleinstwagen VW e-up wiegt allein der Akku 248 Kilogramm. Die Batterie eines Tesla Model 3 mit 75 kWh Kapazität wiegt 478 Kilogramm, die des Mercedes-Benz EQS soll sogar 692 Kilogramm wiegen. Man muss kein Ingenieur sein, um zu erkennen: Autos, die mehr oder weniger voll beladen locker über zwei Tonnen wiegen, stellen erhöhte Anforderungen an das Fahrwerk, insbesondere an die Stoßdämpfer.
Höhere Dämpfungskräfte – höherer Verschleiß?
Ein höherer Verschleiß ist laut Expert*innen (noch) nicht klar auszumachen. Dazu weiter unten mehr. Allerdings kommen die Stoßdämpfer schneller an ihre Materialbelastbarkeit, weil sie höhere Dämpfungskräfte verarbeiten müssen. Die Hersteller reagieren mit stabileren Bauweisen, etwa mit größeren Dämpferrohr-Wandstärken. Die höheren Dämpfungskräfte zu realisieren, ist in der Zugstufe kein Problem. In der Druckstufe sind Gasdruckstoßdämpfer eingeschränkter, sodass teilweise neue Dämpfkonzepte zum Einsatz kommen können. Eine andere Herausforderung: Mehr denn je müssen die Stoßdämpfer besonders leise arbeiten. Schließlich können die (fehlenden) Motorgeräusche bei E-Autos potenzielle Geräusche des Fahrwerks nicht mehr überlagern.
Kann denn Leistung Sünde sein?
Die Elektromotoren von E-Fahrzeugen können ihr maximales Drehmoment fast sofort liefern, sodass viele Stromer eine sehr schnelle Beschleunigung vorweisen können. Inzwischen beschleunigen kompakte Elektrofahrzeuge in unter vier Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das waren früher Supersportwagen-Werte - und der Trumpf in jedem Autoquartett.
Während die sofortige Drehmomentabgabe und die hohe Leistung eines E-Autos ein Vorteil in Bezug auf die Performance ist, führt dies bei häufiger Nutzung unweigerlich auch zu einer höheren Belastung des Fahrwerks.
Der oft positiv beworbene niedrige Schwerpunkt der Elektroautos, der durch das Unterbringen der (schweren) Batterien im Boden des Fahrzeugs erreicht wird, verbessert theoretisch die Stabilität und das Handling des Fahrzeugs. Wenn die Masse erst einmal in Bewegung ist, ermöglicht das schließlich sportliche Kurvenfahrten. Durch die Kombination aus höherem Gewicht und schneller Kurvenfahrt kommt es, aber auch zu einer erhöhten Belastung der Aufhängungskomponenten, insbesondere der Querlenker und Stabilisatoren. Und der Bremsen: Denn wer die Performance ausreizt, wird nicht mehr mit der Rekuperationsleistung zum Bremsen auskommen und muss die konventionelle Bremsanlage nutzen.
Verschleiß und Kontrolle - wir erwarten künftig defekte Stoßdämpfer!
Kommen wir deshalb noch einmal zurück zum Verschleiß: In den ersten TÜV-Reporten für E-Autos wurden die Renault Zoe, der Nissan LEAF sowie das Tesla Model 3 analysiert. Beim Renault Zoe ärgern defekte Querlenker, Spur- und Koppelstangen sowie die vordere Achsaufhängung die Kunden. Beim Nissan LEAF sind es eher die Bremsscheiben und beim Tesla Model 3 gehört ebenfalls die Achsaufhängung zu den Hauptproblemen.
Regelmäßige Checks in der Kfz-Werkstatt
Es empfiehlt sich also, nicht nur vor der TÜV-Hauptuntersuchung einen Blick auf die Fahrwerksaufhängung werfen zu lassen. Federn, Stoßdämpfer, Querlenker, Koppelstangen, Stabilisatoren, Buchsen, Gelenke und der Achsträger müssen in einwandfreiem Zustand sein, um den Fahrspaß im Elektroauto und vor allem die Sicherheit nicht zu beeinträchtigen. Regelmäßige Wartung und Fahrwerkschecks bei der Kfz-Werkstatt des Vertrauens sind auch bei Elektroautos – und gerade da – offenbar dringend angeraten.